Die Legende von Dragan Lukovitch

Quelle: www.dafflsfantasyworld.de

  Die Legende von Dragan Lukovitch
Vor 50 Jahren lebten in einem kleinen Dorf im Nordosten Kislevs Andrej und Kalina Lukovitch. Andrej war in jungen Jahren ein Abenteurer, der fast die gesamte Alte Welt bereiste und viele Heldentaten beging. Auf einer dieser Abenteuerfahrten begegnete er Kalina und sie verliebten sich ineinander. Aus Liebe zu ihr beendete Andrej sein Abenteurerdasein, sie zogen in sein Heimatdorf in Kislev und heirateten.
Das Glück schien ihnen hold zu sein, denn schon ein paar Monate später trug Kalina die Frucht ihrer Liebe im Leib. Andrej und seine Frau freuten sich sehr und sehnten den Tag der Niederkunft herbei. Schliesslich war es soweit. Doch was der glücklichste Tag in ihrer beider Leben werden sollte, wurde zu einer Tragödie. Kalina gebar einen Tiermenschen, ein Kind des Chaos. Aber anstatt den Säugling auszusetzen oder zu ersäufen beschlossen die beiden, dem Willen Thals Folge zu leisten und das Kind als guten und gläubigen Menschen zu erziehen.
Viele Jahre ging das gut. Den anderen Dorfbewohnern hatten sie erzählt, das Kind wäre eine Totgeburt gewesen und verbargen ihren Sohn, den sie Dragan nannten, vor ihnen. Sie liebten ihn von Herzen, und ihr Sohn liebte sie. Kalina brachte ihm Lesen und Schreiben bei, Andrej lehrte seinem Sohn das Kämpfen und das Überleben in der Wildnis. Da das Haus der Lukovitchs abgelegen am Rande eines Waldes lag, bemerkte niemand die Lüge.

Doch schliesslich nahm das Schicksal seinen Lauf. 16 Jahre waren vergangen und Dragan war zu einem stattlichen jungen Mann herangewachsen. Ein Junge aus dem Dorf träumte davon, ein Held zu werden und schlich zum Haus, um den berühmten Andrej Lukovitch zu beobachten. Dabei erblickte er Dragan. So schnell ihn seine Beine trugen rannte er zu seinen Eltern und berichtete ihnen von dem Monster, dem Kalina einen Kuss gegeben hatte. Die Kunde verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Ansiedlung. Die abergläubischen Dorfbewohner rotteten sich zusammen, um die "Chaosanhänger" in ihrer Mitte zu vernichten. Mit Mistgabeln und Fackeln zogen sie zum Haus der Luckovitchs. Andrej sah sie und wusste, was es zu bedeuten hatte. Er weckte Dragan, Kalina packte ihrem Sohn das Notwendigste zusammen und so rannte Dragan in den Wald, der seine Heimat werden sollte.
Um ihrem Sohn genügend Zeit zu geben, fochten Andrej und Kalina mit dem wütenden Mob. Sie kämpften tapfer, aber gegen die Übermacht hatten sie keine Chance. Am Morgen waren nur noch 37 der Dorfbewohner am Leben und der tote Körper von Andrej Lukovitch lag über der Leiche von Kalina gebeugt. So waren sie auch im Tode vereint, wie sie es im Leben waren. Seine Hand war immer noch so fest an seine magische Axt geklammert, das keiner der Dorfbewohner sie ihm entwinden konnte.

Die Überlebenden mieden das Haus, die meisten von ihnen zogen noch am gleichen Tage weg. Im Schutze der Nacht schlich sich Dragan zum Haus zurück. Als er seine Eltern liegen sah, weinte er bittere Tränen des Hasses und schwor, sich an den Bewohnern Kislevs zu rächen. Er nahm die Axt seines Vaters, die ohne jeden Widerstand aus der kalten Hand glitt, begrub seine Eltern hinter dem Haus und kehrte den Menschen den Rücken.
Dragan schloss sich einer Bande Tiermenschen an und aufgrund seiner Intelligenz und seines Könnens mit der Axt wurde er bald ihr Anführer. In den folgenden Jahren rottete er weitere Banden um sich indem er deren Anführer im Zweikampf erschlug. Schlussendlich sah Dragan die Zeit gekommen. Die Zeit der Rache und des Blutes. Dutzende von Weilern und Dörfern fielen seiner Horde zum Opfer und wurden geplündert, bis auf die Grundmauern niedergebrannt und die Bewohner niedergemacht. Doch so sehr Dragan sich seiner Rache hingab, so konnte sie doch nicht den Schmerz und die Trauer in seiner Brust lösen. Er wusste, er musste zurück zum Ort seiner Geburt, dorthin, wo alles begann. Das Dorf musste fallen, endgültig. Inzwischen war das Dorf wieder bewohnt; grösser als zuvor war es, angefüllt mit Flüchtlingen. Nur ein Haus blieb unbewohnt, das Haus der Luckovitchs, denn es galt als verflucht.
In einer sternklaren Nacht, 45 Jahre nach dem Mord an seinen Eltern, besuchte Dragan wieder ihre Gräber. Seine geschärften Sinne vernahmen sich nähernde Schritte. Einer Eingebung folgend versteckte sich Dragan um zu sehen, wer es wagte, die Ruhe seiner Eltern zu stören. Es war ein Junge, vielleicht zwölf Jahre alt. Er hatte zwei Blumensträusse dabei, mit denen er die Gräber schmückte. Dann kniete er sich zum Gebet.
Dragan war erstaunt. Er erhob sich, blieb aber im Schatten. "Wer bist Du und warum bist Du hier"?, fragte er barsch.
Der Junge fuhr erschrocken herum.
"Ich heisse Anselm. Ich bete hier. Wer bist Du?"
"Ihr Sohn." Dann trat er aus dem Schatten heraus. Doch Anselm blieb einfach nur stehen und sah ihn an.
"Hast Du keine Angst vor mir?"
"Warum? Du bist der erste in meinem Leben, der nett zu mir spricht. Wenn Du mich hättest töten wollen, hättest Du es schon längst getan."
So erfuhr Dragan vom Schicksal des jungen Anselm. Er hatte keine Eltern, wurde von den Dorfbewohnern beschimpft und verjagt und ernährte sich vom Abfall der anderen. Als er die Gräber entdeckte, machte er sie einfach zu den Gräbern seiner Eltern, pflegte sie und tröstete sich an ihnen.
Mit jedem Wort löste sich der Knoten in Dragans Seele mehr und er wusste, das Thal sie zusammengeführt hatte, um zusammen das Erbe seiner Eltern anzutreten.
Als Anselm geendet hatte, sagte er nur "Komm mit mir." Sie gingen und überliessen das Dorf seinem Schicksal. Seit dieser Zeit wandern Dragan und Anselm in der Welt, bekämpfen das Böse und verteidigen die Schwachen. Manch eine Handelskarawane oder Postkutsche wurde schon ohne ihr Wissen von einem Überfall bewahrt.
Wann immer Du einen Tiermenschen in weissem Fell siehst mit einem jungen Mann an seiner Seite, weisst Du, das Du keine Angst zu haben brauchst. Denn Du wirst sicher schlafen können.

 

  Quicklinks - für den Bereich - Herdenstein

Last Update: 01.01.1970
 
Impressum
Renderzeit der Website: 0,0050