Finanzierung der Kirchentage
Seit dem Kirchentag 2001 in Frankfurt am Main kosten die Veranstaltungen mit immer steigender Tendenz im Schnitt 19 Mio Euro.
Solche Summen lassen sich nicht einfach nur durch Spenden und Eintrittskarten finanzieren.
Eine Postkarte mit einem vorgedruckter Text für eine Spende.
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Einnahmen vs. Ausgaben
Bei den Kirchentagen werden alle Einnahmen wieder direkt für die jeweilige Veranstaltung ausgegeben. Die meisten Aufwendungen betreffen hierbei örtliche Material- und Personalkosten.
Dabei ist das Angebot direkt in Abhängigkeit von den Einnahmen. Je höher die Zuschüsse und Einnahmen sind, desto größer kann das Angebot des Kirchentages sein.
Die Kostenstruktur für den Kirchentag 2019 in Dortmund sah beispielsweise wie folgt aus:
- 6.850.000 Euro für Betriebs- und Personalkosten
- 6.150.000 Euro für Veranstaltungsorte, Technik und Austattung
- 2.250.000 Euro für inhaltliche Vorbereitung
- 1.622.000 Euro für Veranstaltungsorganisation
- 1.600.000 Euro für Veranstaltungssachkosten
- 1.000.000 Euro für Publikationen und Werbung
- 1.000.000 Euro für Anmeldung und Unterbringung
- sind 20.472.000 Euro Gesamtausgaben
Dem stehen folgende Einnahmen gegenüber:
- 6.100.000 Euro aus Eintrittskarten, Sponsoring, Spenden und Shopverkäufe
- 5.550.000 Euro aus Kirchliche Zuschüssen
- 3.500.000 Euro aus Zuschüsse vom Land Nordrhein-Westfalen
- 2.822.000 Euro aus Zuschüsse der Stadt Dortmund
- 2.000.000 Euro aus Projektmittel
- 500.000 Euro aus Zuschüsse vom Bund
- sind 20.472.000 Euro Gesamteinnahmen
Finanzierung über Zuschüsse
Ein Großteil des Kirchentages wird durch kirchliche und staatliche Zuschüsse finanziert. Dieses wird vorallem von den regionalen Strukturen (Landesverbände der Kirchen, Stadt, Land, etc.) getragen.
Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf reicht in den meisten Fällen nicht aus, um mehr als ein Drittel des Kirchentages zu finanzieren. Somit war der Kirchentag in diesem Jahrtausend zu keinem Zeitpunkt selbsttragend.
Bei Geldtransfers in Form von Zuschüssen in dieser Größenordnung erhoffen sich die Geldgeber eine positive Gegenleistung. Ob diese in jedem Fall gewährleistet ist, ist sicher eine Nachbetrachtung wert aber nicht Gegenstand dieses Artikels.
Kritik an den Zuschüssen
Insbesondere die staatlichen Zuschüsse, die zumeist zwischen 40% und 50% des Kirchentages finanzieren, sind Gegenstand immer wieder energischer Kritik und das nicht nur seit neuester Zeit.
So wird von unterschiedlichen Kritikern argumentiert das in einer immer atheistischeren Gesellschaft und bei immer geringeren Teilnehmerzahlen (vorallem im Vergleich zu den geplanten) es nicht mehr der Öffentlichkeit nahe zu bringen ist, in solchen Summen eine religiöse Veranstaltung aus öffentlichen Mitteln zu finanzieren.
Moses sagt: 11. Gebot: Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen!
Marke Individuell von der Giordano-Bruno-Stiftung die sich seit Jahren sehr kritisch mit der Kirchentagsfinanzierung auseinandersetzt.
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Durch die großen Summen vom Staat wird hier eine unheilige Verquickung zwischen Politik und Kirche angedeutet, da erstere die Möglichkeit haben sich auf großer Bühne zu präsentieren und zugleich steuernd auf die Veranstaltung einzuwirken.
Dieses ist insofern nicht ganz von der Hand zu weisen, da seit diversen Veranstaltungen besonders medienwirksam das Auftreten von bekannten Politiker (Beispiel 2017 Obama) bzw. auch das verhindern von Auftritten nicht genehmer Parteien (Beispiel AFD) thematisiert wird.
Als Fazit bei den Kritikern bleibt die Hauptargumentation, dass der Staat für eine Minderheit einen Großteil der Kosten finanziert.
Im Gegenzug argumentiert die Kirchentagsleitung das eine Veranstaltung mit 100.000 Besucher nicht nur einen enormen Werbeeffekt hat, sondern durch die örtlichen Ausgaben für Personal, Veranstaltungsorte und Technik ein Großteil der Zuschüsse wieder direkt oder indirekt der Region zugute kommt.
Zu guter letzt darf man nicht vergessen, das Zuschüsse ein hohes Maß an Planbarkeit generiert womit man früher und deutlich zuverlässiger die Angebote für die Veranstaltung auf die Beine stellen kann.
Die 3m hohe Plastik auf einer Motivkarte.
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Einnahmen aus Ticketverkäufen
Eine Dauerkarte für Dortmund 2019 in der Frühbucherphase kostete 98 Euro. Für einen großen Kreis an potentiellen Besucher gab es günstigere Karten (z.B. Studenten, Familien, Senioren, usw.).
Somit kann man davon ausgehen das ein Großteil der 6.100.000 Euro durch den Verkauf von Eintrittskarten generiert wurden. Sponsoring, Spenden und Verkäufe im Shop dürften dem gegenüber nur einen kleineren Teil ausmachen.
Bei vielleicht 5 Mio Euro würden die Tickets rund 25% der Ausgaben abdecken.
Mit 25% Anteil ist es in der aktuellen Situation müssig zu thematisieren inwieweit eine reine Finanzierung ohne staatliche Zuschüsse ein attraktives Angebot für den Kirchentag ermöglichen könnte.
Projektmittel
Zu diesem Posten habe ich leider keine Informationen gefunden.
Dieser ist insofern nicht unwichtig, da er auch schon vor dem 2019er Kirchentag einen erheblichen Einnahmenfaktor darstellt.
Fazit
Die Finanzierung der Kirchentage hat im Laufe der Jahrzehnten sicher einen Wandel erlebt der den gesellschaftlichen Erfordernissen und Bedürfnissen entspricht.
Daher kann man auf die zukünftigen Entwicklung der Finanzierung der Institution als "Einrichtung in Permanenz" gespannt sein, da die Zerreissprobe aus der staatliche Finanzierung und Schaulaufen der Politik und Gesellschaft einen enormen Druck entwickeln kann.
Quellen
- www.wikipedia.de
- https://www.kirchentag.de/ueber_uns/finanzen.html
- https://11tes-gebot.de
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