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1981 Hamburg - In die DDR gesenderter ET-Brief

Artikel vom 01.03.2025 aus Der Kirchentag und die Philatelie.

An einem bekannten Proefessor in die DDR gesendeten Ersttagsbrief der Bund MiNrm. 1098 mit dem Bonner ESST vom 19.Kirchentag 1981 in Hamburg.

Vorderseite


Zu sehen ist die eine neutrale Briefvorderseite mit Anschrift, Briefmarkenpaar und zwei Stempel.

Mit dem Briefmarkenpaar der Bund MiNrm. 1098 im Wert von 100 Pfennig ist der Umschlag um 20 Pfennig überfrankiert. Ursache hierfür, wie auch für den Ersttagssonderstempel selbst, ist natürlich der philatelische Hintergrund des Briefes.

Entwertet werden die Briefmarken durch den dazugehörigen Ersttagsonderstempel von Bonn.

Ungewöhnlich für einen versendeten Brief ist der zweite Stempelabschlag auf der linken Briefseite. Normalerweise folgt der zweite Stempel eher mittag bzw. ursprünglich auf dem Adressfeld, damit dort nicht nachträglich bei einer Gefälligkeitsentwertung eine Anschrift eingetragen werden kann.

Der Empfänger des Briefes ist Prof. Hermann Göcke aus Rostock (siehe dazu mehr unten), 1981 noch Bestandteil der DDR.
Passend dazu hat der Versender vor der Postleitzahl das Kürzel DDR gesetzt. Auf der Rückseite, bei den Absenderanschrift wurde vor Kiel das Kürzel D (statt BRD) genutzt.

Die Rückseite


Die Rückseite mit Absenderangabe. Bemerkenswert von D vor der Postleitzahl. Passender wäre BRD oder West gewesen.

Der Empfänger

Bei dem Empfänger des Briefes handelt es sich um Prof. Dr.-Ing. habil. Wilhelm Georg Arnold Hermann Göcke (geb. 26.12.1912 Berlin, gest. 04.11.1993 Rostock).

Hermann Göcke Schwerpunkt waren seine Tätigkeiten als Hochschullehrer und Berechnungs-Ingenieur.
In den 50er eine Professur erhalten hat Herr Göcke in verschiedenen Stationen seine Tätigkeiten ausgeübt und vertieft. Besonders prägend war er im Rahmen der "Angewandte Mechanik” innerhalb des Maschineningenieurwesens, in der er in beiden Teilen Deutschlands eine Vorreiterrolle übernahm.

Nachdem Hermann Göcke in verschiedenen DDR-Städten seine Lehr- und Arbeitstätigkeit durchgeführt hat, hatte er spätestens ab 1981 seinen Lebensabend in Rostock wo er 1993 verstarb. Herr Göcke hat somit alle Zeiten vom Kaisserreich bis zur Vereinigung erleben dürften.

Versandweg

Der Versandweg des Briefes entstand durch eine besondere Dienstleistung der Deutschen Bundespost, welches heute noch (2025) bei der Deutschen Post AG gibt.

Briefe mit einer ausreichenden Frankierung kann man an die Stempelstelle, deren Daten im Vorwege bei der Post bzw. in Fachzeitschriften veröffentlicht wurden, senden, welche diese dann bearbeitet und je nach Wunsch an den Absender zurücksendet, oder wie in diesem Fall, an einen anderen Empfänger weiterleiten.

Dieser Service galt auch für kurze Zeit nach dem Erscheinen der Briefmarke, was natürlich Sinn macht, da viele Sammler die Marken erst am Ersttag erhielten. Dementsprechend liegt es bei solchen Belegen naturgemäß nahe, das sie nicht am eigentlich Ersttag versendet wurden.

Ein kleiner Hinweis aus Sammlersicht

Einer der Gründe den Beleg in die Sammlung aufzunehmen ist natürlich der Empfänger, weniger als Person Hermann Göcke selbst, sondern eher als Prof. Dr.-Ing. habil.

Bis Ende der 1960er war das Briefmarkensammeln (bzw. später die Philatelie) ein hoch angesehenes Hobby, vergleichbar wie das Musizieren, das Jagen von Tieren (und deren Trophäen), das Sammeln und Ausstellen von wertvollen Objekten wie Gemälden, Kunstwerke, o.ä., usw.

Es war so hoch angesehen und organisiert, das ein erheblicher Anteil der "Elite" in Deutschland dieses Hobby ausübte, da selbst das engl. Königshaus fleissige Sammler waren. Entsprechend prägend waren in allen Organisationen Prof., Dr., von XYZ, Amtsträger, usw. Wer ältere Veröffentlichungen, Vereinszeitschriften, Vorstandsblätter, usw. in der Hand hat, darf sich gerne durch die ganzen Namenlisten durchlesen und wird sehr überrascht sein.

Insbesondere in den Vorständen der älteren Ortsvereinen waren diese Titel bis weit in die 1990er vorherrschend.

Somit ist dieser Beleg ein schönes Beispiel dafür, dass das Hobby früher weite Kreise erreichte und nicht nur ein Hobby der breiten Masse war.

Quellen:



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Erstversion vom 01.03.2025. Letzte Aktualisierung am 01.03.2025.