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Quelle: Als Pionier gegen die Sturmflut


Quelle: http://www.bruno-cq112.homepage.t-online.de/hamburg-1962.htm
Copyright: Bruno Linde
Datum: ca. Frühjar 2006

Der Spiefilm "Die Sturmflut" brachte am Sonntag und am Montag die große Flutkatastrophe in Hamburg 1962 in Erinnerung. Bruno Linde aus Neukirchen war damals dabei, half als Pionier-Soldat , Menschen von Dächern zu holen, Deichbrüche zu beheben.


Bruno Linde kann sich noch gut an seinen Hilfseinsatz als Soldat bei der Sturmflut erinnern. Noch bis vor sieben Jahren half er Menschen in Not - als Feuerwehrmann.

Auf dem Tisch liegen Schwarz-Weiß-Aufnahmen vom Einsatz und das Buch "Das dankbare Hamburg seinen Freunden in der Not" - ein kleines Dankeschön der Hansestadt für Bruno Linde. Der Spielfilm "Die Sturmflut", eine der teuersten deutschen Filmproduktionen - brachte jetzt einem Millionen-Publikum die große Flutkatastrophe im Februar 1962 in Erinnerung, bei der über 300 Menschen den Tod fanden.

Der 65-Jährige kann von eigenen Erlebnissen erzählen, der Neukirchener war als Helfer dabei. "1962 war ich als Wehrpflichtiger bei der Bundeswehr - bei den schweren Pionieren in Köln." Nach den Deichbrüchen und Überflutungen wurde das Pionier-Bataillon mit seiner Technik - "unter anderem Bagger und Raupen mit fünf Meter breitem Schild" - in Marsch gesetzt. "Mit einem Noratlas-Transportflugzeug flogen wir von Köln aus, bezogen unser Quartier in einer Gaststätte in Vahrendorf", erzählt Bruno Linde.


Nicht nur Menschen wurden Opfer der Flutkatastrophe in Hamburg: Bruno Linde und seine Bundeswehr-Kollegen mussten zahlreiche ertrunkene Haustiere bergen.

Das schwere Gerät folgte auf der Autobahn. Erst einmal hieß es, die Menschen zu retten. Zum Einsatz kam er vor allem in Hamburg-Moorburg: "Mit Schlauchbooten holten wir zum Teil ganze Familien von den Dächern und aus den ersten Etagen, wir nahmen so viele mit, wie die Boote fassten. Die Menschen waren gefasst, Panik ist nicht ausgebrochen", erinnert er sich. "Das Wetter war nass und kalt, es war richtig usselig", sagt er. "Geschlafen haben wir im Saal im Stroh. Die nasse Kleidung haben wir auf den Stühlen getrocknet."

Auch ein anderes Detail blieb ihm in der Erinnerung: "Die ersten Tage klappte die Verpflegung nicht so richtig, wir haben fast nur Bananen bekommen." Nicht nur Menschen brauchten Hilfe. "Viele Tiere sind ertrunken, mussten von uns geborgen werden. Die, die noch lebten, haben wir an Pflöcken angebunden. Die Bauern holten das Vieh dann später ab." Dann begannen die Pioniere mit dem Wiederaufbau der Infrastruktur. Nicht nur etliche Häuser waren beschädigt, Autos übereinander geworfen, auch viele Straßen waren von der Kraft des Wassers zerstört worden.

"Hubschrauber brachten Reisig. Zusammen mit Sand bauten wir daraus wir den neuen Unterbau für die Straßen. Auf diese Weise haben wir auch die Lücken im Deich geschlossen." Die Pioniere waren für einen Deich-Abschnitt zwischen Harburg und Stade zuständig, "über 40 Deichbrüche waren zu beheben", so Linde.

"Die Hamburger waren froh, dass die Kölner Pioniere kamen. Und die Bevölkerung versorgte uns reichlich mit Kuchen." Doch Zeit, um Kontakte zu den Hanseaten zu knüpfen, blieb nicht. "Wir haben bis spät in die Nacht gearbeitet." Von mehreren Wochen Einsatz geblieben sind außer einigen Fotos eine Dank-Medaille und Erinnerungen. Nicht nur in Bundeswehr-Uniform hat Bruno Linde Menschen in Not geholfen - nach der Bundeswehr fing der gelernte Schreiner hauptamtlich bei der Feuerwehr Neuss an.

"Ich war bereits seit 1961 bei der freiwilligen Feuerwehr, habe mein Hobby zum Beruf gemacht." Nach 35 Jahren ging der Brandmeister 1999 in den Ruhestand. Zuvor hatte er in der Leitstelle im Hammfeld gearbeitet, aber auch das Neusser Feuerlöschboot "Alfons Frings" gesteuert. Die Liebe führte vor rund 30 Jahren den gebürtigen Neusser und Vater eines Sohnes nach Neukirchen.

Unterm Dach des Hauses hat er sich eine Werkstatt für Funk und Amateur-Fernsehen eingerichtet, Gertrud Lobach und er reisen gern und viel - "Thüringen ist unser liebstes Reiseziel", aber auch in den USA und anderen Ländern war Linde schon. Für dieses Jahr steht auch eine Fahrt nach Norddeutschland auf dem Programm. "Ich möchte mir mal wieder Hamburg ansehen. Die Gaststätte, in der wir 1962 untergebracht waren, gibt es noch."

Die Sturmflut

In der Nacht vom 16. zum 17. Februar 1962 suchte eine gewaltige Sturmflut mit bis zu 200 Kilometer schnellen Orkanböen die Nordseeküste heim. An Dutzenden Stellen brachen Deiche, Wilhelmsburg und andere Teile von Hamburg wurden überflutet. Über 300 Menschen starben. Neben Hilfsorganisationen wurde auch die Bundeswehr eingesetzt.

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Erstversion vom 05.10.2017. Letzte Aktualisierung am 05.10.2017.