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Hans Leyendecker

Artikel vom 22.09.2020 aus Präsidenten der Kirchentage.

Hans Leyendecker (* 12. Mai 1949 in Brühl, Rheinland) ist ein deutscher Journalist. Er gilt als einer der profiliertesten investigativen Journalisten und deckte seit 1982 viele politische Affären in Deutschland und im Ausland auf, steht aber auch wegen seines fehlerhaften Beitrags zum GSG-9-Einsatz in Bad Kleinen in der Kritik.

Leben

Nach dem Abitur machte er ein Volontariat beim Stader Tageblatt, bei dem er bereits als Auszubildender Leitartikel schreiben durfte. Anschließend war er freier Journalist im bayerischen Eichstätt.

Nach einem Geschichtsstudium war er Lokalredakteur, Nachrichtenredakteur und Reporter bei der Westfälischen Rundschau in Dortmund. 1979 wechselte er zum Nachrichtenmagazin Der Spiegel, zunächst als Landeskorrespondent für Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. 1994 wurde er einer der Büroleiter des Spiegel in Bonn und 1995 Kolumnist und Ressortleiter für besondere Aufgaben in Hamburg.

1982 deckte er mit der Titelgeschichte Wohin flossen die Flick-Millionen? den Parteispendenskandal um Hans Friderichs und Otto Graf Lambsdorff auf, die sogenannte Flick-Affäre. Er spezialisierte sich auf die Gebiete Innenpolitik und Geheimdienste, enthüllte Plutoniumschmuggel beim Bundesnachrichtendienst (BND), die Traumschiff-Affäre um Lothar Späth und die Steueraffäre um Peter Graf.

Im Juli 1997 wechselte er nach einer Auseinandersetzung mit Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust als Leitender Politischer Redakteur zur Süddeutschen Zeitung. Er wurde Leiter des Investigativressorts der Zeitung. Ende 1999 veröffentlichte er die CDU-Spendenaffäre um Bundeskanzler Helmut Kohl und Bestechungsversuche des Waffenhändlers Karlheinz Schreiber. Seit 2000 beschäftigte er sich unter anderem mit Nebenverdiensten von Politikern, mit dem Fußball-Wettskandal, der Visa-Affäre im Auswärtigen Amt, Falschinformationen der US-Regierung vor dem Irak-Krieg, der VW-Korruptionsaffäre sowie der Libyen-Affäre.

Leyendecker gehört dem Beirat von Transparency International an. 2001 war er Gründungsmitglied der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche und ist seither deren zweiter Vorsitzender.

Im August 2009 trug seine Recherche dazu bei, dass die Machenschaften von Doris Heinze, der damaligen Chefin des NDR-Fernsehspiels, aufflogen. Im Verlauf der Drehbuch-Affäre wurde sichtbar, dass Heinze mit Hilfe erfundener Autoren-Identitäten über einige Jahre ein System der Selbstbegünstigung etabliert hatte.

2011 deckte Leyendecker auf, dass der Chef der Gauselmann-Gruppe ungefähr 20 Jahre lang verdeckt Parteispenden gezahlt hatte.

Im Herbst 2015 machte Leyendecker in einem Interview seine Überlegungen öffentlich, in den Ruhestand zu gehen. Für 2016 kündigte er seinen Rücktritt als Leiter des SZ-Investigativressorts an. Zum September 2016 trat Nicolas Richter seine Nachfolge an.

Im Mai 2017 wurde bekannt, dass der ehemalige Katholik Leyendecker Präsident des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages 2019 in Dortmund sein wird. Er tritt an die Stelle von Frank-Walter Steinmeier, der nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten für das Ehrenamt nicht mehr zur Verfügung steht.

Leyendecker ist verheiratet und hat fünf Kinder. Er lebt und arbeitet in Leichlingen im Bergischen Land.

Auszeichnungen


Quellen



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Erstversion vom 22.09.2020. Letzte Aktualisierung am 22.09.2020.