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Katrin Göring-Eckardt

Artikel vom 19.09.2020 aus Präsidenten der Kirchentage.

Katrin Dagmar Göring-Eckardt, geb. Eckardt (* 3. Mai 1966 in Friedrichroda) ist eine deutsche Politikerin von Bündnis 90/Die Grünen.

Von Oktober 2005 bis Oktober 2013 amtierte sie für die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen als Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Bei der Urwahl im November 2012 wählte die grüne Parteibasis sie – zusammen mit Jürgen Trittin – zur Spitzenkandidatin der Grünen für die Bundestagswahl 2013.

Seit Oktober 2013 ist sie neben Anton Hofreiter Vorsitzende der Bundestagsfraktion ihrer Partei, ein Amt, das sie bereits von 2002 bis 2005 neben Krista Sager bekleidet hatte.

Göring-Eckardt war von 2009 bis September 2013 Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und somit Mitglied im Rat der EKD.

In der Bundestagswahl 2017 erreichten die Bündnisgrünen mit dem Spitzenduo Göring-Eckardt/Cem Özdemir das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte.

Leben

Katrin Eckardt wurde am 3. Mai 1966 in der Kleinstadt Friedrichroda im Kreis Gotha als Tochter eines Tanzlehrer-Ehepaares geboren.

Nach dem Abitur 1984 an der Erweiterten Oberschule Gotha begann sie ein Studium der evangelischen Theologie an der Universität Leipzig, das sie 1988 abbrach.

Parteilaufbahn

Bis zur Wendezeit in der DDR arbeitete Göring-Eckardt ohne Parteimitgliedschaft im Arbeitskreis Solidarische Kirche (AKSK). 1989 wurde sie Gründungsmitglied der in der DDR entstandenen politischen Gruppierung Demokratischer Aufbruch und 1990 der Bürgerbewegung Demokratie Jetzt.

Von 1990 bis 1993 war sie Mitglied im thüringischen Landesvorstand von Bündnis 90. Als Mitarbeiterin der Thüringer Landesvorstände von Demokratie jetzt und Bündnis 90 nahm sie an den Verhandlungen zur Zusammenführung von Bündnis 90 und den Grünen teil, die seit der Fusion mit der Grünen Partei in der DDR 1990 eine gesamtdeutsche Partei waren.

Nach der Fusion von Bündnis 90 mit den Grünen 1993 arbeitete Göring-Eckardt bis 1994 bei der thüringischen Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen als Referentin für Frauenpolitik, Familie und Jugend. Von 1998 bis 2006 war sie darüber hinaus Mitglied im Parteirat von Bündnis 90/Die Grünen.

Von 1995 bis 1998 war Göring-Eckardt Mitarbeiterin des Grünen-Politikers Matthias Berninger, von 1996 bis 1998 außerdem Beisitzerin im Bundesvorstand der Grünen. Bis 1998 war sie Mitglied des thüringischen Grünen-Landesvorstands. Darüber hinaus war sie ab 1995, mit Unterbrechungen, Landessprecherin. 2006 wurde Göring-Eckardt erneut Beisitzerin im thüringischen Grünen-Landesvorstand.

Bei der Urwahl der grünen Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2013 am 11. November 2012 lag Göring-Eckardt mit 47,3 % vor ihren Mitbewerberinnen und übernahm, zusammen mit Jürgen Trittin, der die meisten Stimmen gewann, die Funktion als grünes Spitzenduo. Medien bezeichneten ihr Abschneiden als Korrektur zu dem als eher links geltenden Urwahl-Sieger Jürgen Trittin – vorgenommen von der mittlerweile stark bürgerlich geprägten Parteibasis. Der ihr nachgesagten Affinität zu schwarz-grünen Bündnissen ungeachtet sprach sich Göring-Eckardt nach der Urwahl für eine rot-grüne Koalition aus. Linke Parteimitglieder werteten das gute Abschneiden eher kritisch.

Abgeordnetentätigkeit

Seit 1998 ist Göring-Eckardt Mitglied des Deutschen Bundestages.

In den Bundestag eingezogen ist sie stets über die Landesliste Thüringen. Von 1998 bis 2002 war sie Parlamentarische Geschäftsführerin beziehungsweise Erste Parlamentarische Geschäftsführerin (Februar bis Oktober 2002) sowie gesundheits- und rentenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion ihrer Partei.

Von Oktober 2002 bis September 2005 war Göring-Eckardt zusammen mit Krista Sager Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Bei der Bundestagswahl 2005 war Göring-Eckardt Direktkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen im Wahlkreis Erfurt – Weimar – Weimarer Land II; dort blieb sie ohne Mandat.

Am 18. Oktober 2005 wurde Göring-Eckardt zur Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags gewählt. Seit Herbst 2005 ist sie zudem kulturpolitische Sprecherin ihrer Fraktion.

2009 bewarb sich Göring-Eckardt um das Direktmandat im Wahlkreis Gotha – Ilm-Kreis, das sie nicht gewann. Am 27. Oktober 2009 wurde sie am ersten Tag der Versammlung des neuen Parlaments als Bundestagsvizepräsidentin wiedergewählt.

Nach der Bundestagswahl 2013 bewarb sich Göring-Eckardt um den Vorsitz der grünen Bundestagsfraktion. Sie setzte sich in einer Abstimmung am 8. Oktober 2013 mit 41 Stimmen gegen die ebenfalls dem Realo-Lager zugerechnete Freiburger Abgeordnete Kerstin Andreae (20 Stimmen) durch und führt die Bundestagsfraktion gemeinsam mit Anton Hofreiter an.

Im Januar 2019 erklärte Göring-Eckardt, auf die Bewerbung um die Spitzenkandidatur für die nächste Bundestagswahl zu verzichten.

Bei der Neuwahl zum Fraktionsvorstand im Herbst 2019 setzte sich Göring-Eckardt zusammen mit ihrem Co-Fraktionschef Hofreiter erneut in einer Kampfabstimmung gegen die beiden Herausforderer Cem Özdemir und Kirsten Kappert-Gonther durch.

Evangelische Kirche

Göring-Eckardt engagiert sich in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Im Lauf der Jahre übernahm sie im kirchlichen Umfeld eine Reihe von Ämtern und Funktionen. So wurde sie 2007 für eine Amtszeit von sechs Jahren zum Mitglied des Präsidiumsvorstandes des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT) gewählt.

2011 leitete sie den 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden als Präsidentin. Seit 2013 gehört Göring-Eckardt dem Präsidium des DEKT an.

Göring-Eckardt ist Mitglied in der 11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie wurde am 2. Mai 2009 zu deren Präses (Vorsitzender) gewählt, dabei setzte sie sich gegen den ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein durch.

Nach der gewonnenen Urwahl als Spitzenkandidatin der Grünen im November 2012 gab sie bekannt, ihre Ämter in der EKD bis zum Ende des Bundestagswahlkampfs 2013 ruhen zu lassen.

Am 26. September 2013 legte Göring-Eckardt mit sofortiger Wirkung ihr Amt als Präses der Synode der EKD nieder. Sie begründete dies damit, dass sie sich nun "mit ganzer Kraft" der künftigen Entwicklung bei den Grünen widmen wolle. In der Synode, die unter anderem die Gesetzgebung der evangelischen Kirche verantwortet, will sie aber weiter mitwirken.

Nach einem Bericht in Die Welt hält sie nichts von Evangelikalen, bezeichne sich aber selbst als "fromm".

Seit Ende Oktober 2016 trat Göring-Eckardt neben anderen Prominenten als Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 auf.

Sonstiges Engagement (Mitglied- und Schirmherrschaften)


Privates

Sie war seit 1988 mit dem evangelisch-lutherischen Pfarrer Michael Göring in Ingersleben verheiratet, mit dem sie zwei Söhne hat.

2017 wurde die Trennung von ihrem Ehemann bekannt. Ihr neuer Partner wurde Thies Gundlach, einer der Vizepräsidenten des Kirchenamtes der EKD.

Öffentliche Wahrnehmung

Neben ihren politischen Aktivitäten stehen vor allem der bürgerlich-wertkonservative Lebensstil von Göring-Eckardt sowie ihr christliches Engagement im Mittelpunkt der Wahrnehmung. Die Zeit charakterisierte ihr gutes Abschneiden bei der Urwahl 2011 mit der Überschrift "Der konservative Beat der Grünen".

Sich selbst verortet die Politikerin als wertkonservativ-christlich in gesellschaftlichen und vielfach eher links in sozialpolitischen Fragen.

Der Spiegel schrieb, mit Göring-Eckardt seien die Grünen endgültig in der bürgerlichen Mitte angekommen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hob bei der Vorstellung der grünen Spitzenkandidatin im Dezember 2012 im Vorwort die Tatsache hervor, dass sie jeden Tag einen Bibelvers liest. Die Frankfurter Rundschau rückte in einem etwa gleichzeitig erschienenen Interview ebenfalls wertkonservative Themen in den Mittelpunkt: Heimat, Familie und Religion.

Die Wahrnehmung als konservative Grüne wird auch seitens eher linker Beobachter geteilt. Der Jurist und ehemalige SPD-Politiker Wolfgang Lieb attestierte Göring-Eckardt im Polit-Weblog NachDenkSeiten gute Chancen zu einer Vizekanzlerschaft – was die Wahrscheinlichkeit anginge, allerdings eher unter Angela Merkel als unter Peer Steinbrück. Lisa Caspari bescheinigte ihr 2013 in der Wochenzeitschrift Die Zeit: "Die Kunst des Unkonkreten ist etwas, was die Kandidatin gut beherrscht."

Auszeichnungen


Quellen



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Erstversion vom 19.09.2020. Letzte Aktualisierung am 19.09.2020.