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Kurt Sontheimer

Artikel vom 01.09.2020 aus Präsidenten der Kirchentage.

Kurt Sontheimer (* 31. Juli 1928 in Gernsbach, Baden; † 16. Mai 2005 in Murnau am Staffelsee) war ein deutscher Politikwissenschaftler und Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Leben

Sontheimer studierte Politikwissenschaft und Geschichte in Freiburg im Breisgau, Erlangen, Kansas City und Paris.

1960 habilitierte er sich an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg mit der Schrift Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik.

Ab 1960 war er Professor an der Pädagogischen Hochschule in Osnabrück. 1962 folgte er einem Ruf an das Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin.

Von 1969 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1993 war er Professor für Politische Wissenschaft am Geschwister-Scholl-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Nach seiner vorzeitigen Emeritierung, der ein Professorenstreit vorausging, lehrte Sontheimer für zwei Jahre am Alfred-Grosser-Lehrstuhl am Institut für politische Wissenschaften in Paris.

Von 1968 bis 1983 war er außerdem auch Mitglied des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages, darunter von 1973 bis 1975 dessen Präsident.

Von 1980 bis 2004 saß er der Jury des Wächterpreises der deutschen Tagespresse der Stiftung Freiheit der Presse vor.

Sontheimer starb im Alter von 76 Jahren nach kurzer Krankheit. Er ist der Vater des Historikers und Journalisten Michael Sontheimer.

Forschung

Sontheimer publizierte vor allem Studien zum politischen System Deutschlands und zur politischen Kultur des Landes. Mit seinen politischen Stellungnahmen wirkte er über den universitären Rahmen hinaus.

Bahnbrechend war seine Studie Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik von 1962, deren Publikation ein Streit mit Theodor Eschenburg im Jahre 1961 vorausging, der die Veröffentlichung durch das Münchner Institut für Zeitgeschichte hatte verhindern wollen.

Er beschäftigte sich mit der Gefährdung der Demokratie durch linken und rechten Extremismus und war ein Verfechter der parlamentarischen Demokratie. Sein Extremismusbegriff weicht dabei jedoch deutlich von der heute gebräuchlichen Verwendung des Begriffs ab, da auch die angestrebten Ziele der verschiedenen radikalen Strömungen bei einer Bewertung beachtet werden müssen.

Ehemals als linksradikal bezeichnete Bewegungen hätten oftmals demokratische Ziele verfolgt und erfolgreich realisiert: "Da aber die Übereinstimmung der staatstragenden Gruppen über die Prinzipien der bestehenden Ordnung kein Maßstab für die Qualität einer solchen Ordnung sein kann, sondern nur eine Status-quo-Formel darstellt, ist Extremismus und Radikalismus, wie unsere eigene Geschichte lehrt, nicht von vornherein etwas Negatives. Die heutige staatstragende Mitte ist nämlich nichts anderes als das Ergebnis der linksradikalen Bewegungen von gestern und vorgestern. Da stets die herrschenden Gruppen die Bandbreite bestimmen, innerhalb derer sie politische Auffassungen tolerieren, muß bei radikalen Bewegungen und Ideologien stets auch nach dem Inhalt, dem politischen Ziel gefragt werden. (…) Hierin unterscheiden sich die politischen Radikalismen."

Politik

Sontheimer war seit den 1960er Jahren SPD-Mitglied.

1969 war er gemeinsam mit Günter Grass Mitbegründer einer Wählerinitiative, die zur Wahl der SPD aufforderte. Mit der Initiative reiste er durch die Bundesrepublik und warb für Willy Brandt.

Seine Ablehnung gegenüber der radikalen Linken artikulierte er in dem 1976 erschienenen Buch Das Elend unserer Intellektuellen.

Sein 1999 erschienenes Buch So war Deutschland nie gilt als eine Bilanz seines Wirkens.

Quellen



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Erstversion vom 01.09.2020. Letzte Aktualisierung am 01.09.2020.