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Basisinnovation nach Befriedigung der Grundbedürfnissen

Artikel vom 03.02.2008 aus Sonstiges.

Ein Kommentar von "In der Kurve immer geradeaus" aus dem FTD.de Blog. Thema war die "falsche" Diskussionsführung zur Wirtschaftskrisenbewältigung in Deutschland.

Der Kommentar gefällt mir deswegen so gut, weil er sehr anschaulich ein sehr wichtiges Thema anspricht, von dem ich auch seit Jahren überzeugt bin, das er in Deutschland leider ignoriert wird.

Fragmentäre Sonntagsworte

@Michael, ich kann mir kaum vorstellen, dass allein Sparsamkeit zur Entwicklung von (Basis-) Innovationen beiträgt. Geld ist ein Kommunikationsmittel, das mehr als nur einen mechanischen Austausch von Waren bewirkt. Denn durch den Austausch von Waren werden auch Gedanken und Ideen etc. freigesetzt.

Recht anschaulich lässt sich das an der Entwicklung des Computers nachvollziehen, der zunächst „nur“ ein Instrument zur Verrichtung standardisierter Arbeit war. Durch den PC kam es dann zu Web 1.0, was sich schnell als Blase herausstellte. Warum? Weil es an Interaktivität fehlte. Da stand der PC samt Zugang zum Internet. Klick, klack, klick, klack, nichts weiter als vorgegebene, konservierte Bilderchen.

Als kommunikative Basisinnovation wurde der PC erst durch das soziale Netzwerk interessant, das so genannte Web 2.0. Warum? Interaktivität! Web 2.0 entwickelte sich wie der PC nicht aus heiterem Himmel, kein einzelner kam urplötzlich auf diese Idee, sondern kollektiv entstandene Vorgaben waren dafür mehr oder weniger ausschlaggebend.

Nein, natürlich kein Zangskollektiv, sondern eine lose Zusammensetzung vieler Individuen (Konsumenten) in einem kulturellen Kontext.

Das ist der Stoff, aus dem Innovationen entstehen bzw. sich fortsetzen könn(t)en. Innovationen lediglich in disziplinärer Verrichtung zu denken, übersieht häufig die kulturellen Einflüsse, die Neuerungen bewirken. Deshalb sollte es wichtig sein, dass möglichst viele Menschen interaktiv am kulturellen Leben teilnehmen können, damit möglichst viele bewusste und unbewusste Ideengeber vorhanden sind.

Dazu bedarf es des Geldes, das will verdient sein. Wenn es aber nicht zum Lebensunterhalt ausreicht, ist es aufzustocken. Denn Menschen mit wenig Geld bleiben nur unter sich oder verstecken sich sogar. Das hemmt den kulturellen Zusammenhalt, das hemmt Innovationen.

Oder wussten Sie nicht, dass auch kulturelle Einflüsse der Unterschichten die USA zur ökonomischen Weltmacht machten? Heute wird sich die USA eine raffinierte expansive Fiskalpolitik überlegen müssen, um Bevölkerungsteile nicht regelrecht absaufen zu lassen. Die Bedeutung der kulturellen Einfüsse auf die ökonomische Dynamik ist den Amerikanern weitestgehend bekannt.

Die dortigen Konsumstimulanzen gehen deshalb größtenteils in Ordnung, denn ein Volk ohne Perspektive, ohne Aussicht auf Verbesserung des Lebensstandards, bleibt mental untätig. Wenn man also kürzt und kürzt und wieder kürzt und kürzt werden letztendlich alle den Kürzeren ziehen.

Warum? Kaum noch Kommunikation, kaum noch Interaktivität, kaum noch Ideen. Nur noch Angst, nur noch Konserven, die dann ein Grüppchen total und absolut hoch gebildeter Schlauberger als Fortschritt verkaufen will.

Und die sich dann wundern, das es keiner haben will. Glück auf!


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Erstversion vom 03.02.2008. Letzte Aktualisierung am 16.09.2009.