Der Anfang
"Wir waren Jung, unerfahren und unerschrocken. Wir gingen in die Gefahr ohne Furcht, in den Tod, der nur wenige aus seinen Fängen ließ.
Und wie immer traf es die Unwissenden, die einfachen Leute."
Tag X
"Schau dir das mal im Fernehen an!" Ein wuchtiger Mann kam in das Zimmer hineingestürmt, wo ein etwas älterer Herr vor einem Computer sass und eifrig am Tippen war. Dieser ignorierte den Elan der WG Mitbewohner, den er schon länger gewohnt ist. Der junge Mann schnappte sich unbeeindruckt die Fernbedienung und machte den großen Fernseher an.
Sofort ertönt eine freundliche, mänlich wirkende, Stimme im besten hochdeutsch: "Ich heisse Maran und bin ein offizieller Vertreter der Allianz der Rassen. In dieser Funktion begrüsse ich die Menschen als einer der neuesten Rassen die es geschafft haben in den Weltraum vorzustossen. Der Weltraum bietet nicht nur Chancen zur Entfaltung und Entwicklung, sondern auch Gefahren. Ich bin berechtigt sie alle auf eine solche Gefahr hinzuweisen die aus den Tiefen des Universum uns und die Galaxie im ganzen bedroht. Wir brauchen sie, die Erdenmenschen, um diese Gefahr zu bekämpfen. Und sie werden unsere Hilfe brauchen, damit sie als Rasse überleben können. Ein entsprechendes Angebot geht in diesem Moment an die Führer ihres Planeten. Wir von der Allianz freuen uns schon auf eine kooperative Partnerschaft mit ihnen."
Oliver wandte sich mit einem Runzeln auf der Stirn dem Fernseher zu, wo die Stimme wieder beginnt die Sätze nochmal aufzusagen. Jan, der die Fernbedienung mit der rechten Hand festhält schaut ihn nervös an. Zu gleich schaltet er durch alle Kanäle. Überall der selbe Sternenhintergrund und die Stimme, in den jeweilige Sprache des Kanals, sei es deutsch, französisch, englisch, spanisch oder auch türkisch.
"Das ist bestimmt ein Fake. Hat sicher irgendein Profi die Kanäle gehackt. Stolze Leistung muss ich sagen." Oliver wandte sich an den Computer um ein wenig dem nachzuforschen. Schon gingen überall zahlreiche Diskussionen in den Chats und Foren los.
Die ersten Informationen von den Sendeanstalten besagten, das man nicht wisse wie es dem Hacker gelungen ist die Kontrolle über die Satelliten zu übernehmen. Man ist sehr verwundert das man die Medien so kontrollieren vermag. Kurz darauf meldete die Radarstationen das tatsächlich ein Signal aus dem All kommt, in der Nähe des Mondes.
Oliver nimmt dies alles mit ständig größerer Unruhe zur Kenntnis, bis in den ersten offiziellen Statements der Regierungen zu lesen war, das es real ist und kein Fake. Oliver dreht sich zu Jan und um und schüttelt nur noch langsam den Kopf.
46 Tage nach Tag X
"Herr Brand?" Ein lautes "Hier" ist zu hören. "Kommen sie bitte zu mir." kam daraufhin in einem Beamtenton. Der Angesprochene erhebt sich von seiner harten und alten Holzbank auf der er die letzte Stunde nervös gewartet hat und schreitet zur offenen Tür um in das Büro einzutreten.
Mit einem freundlichen Nicken bittet der Hauptfeldwebel hinter dem Tisch, wo er kurz auf der Tastatur ein paar Eingaben tätigt, Oliver auf sich zu setzen. Der Hauptfeld schaut Oliver ernst in das Gesicht. "Sie haben schon vor Jahren gedient, sind dann entlassen worden und werden selbst als Reservist nicht mehr geführt. Wieso meinen sie das wir sie wieder aufnehmen?"
Oliver zuckte innerlich zusammen, als er sich an sein Ende seiner Dienstzeit erinnerte, das mittlerweile mehr als zehn Jahre her ist. "Sie brauchen mich, genauso wie die vielen Millionen anderen die jetzt nach und nach rekrutiert werden sollen. Ich habe eine militärische Ausbildung über Jahre genossen und will wieder einsteigen."
"Sie haben recht, wir brauchen viele Rekruten, aber das heisst noch lange nicht das wir jeden aufnehmen. Sie sind im Schnitt zehn Jahre älter als die restlichen Bewerber. Körperlich sind sie, verzeihen sie, in einem beklagenswerten Zustand und auch ihre geistige Flexibilität erfüllt schon länger nicht mehr die Norm unserer früheren Aufnahmekriterien. Ich denke, das wissen sie auch alles selbst. Trotzdem bewerben sie sich bei uns für die Raumflotte der UN. Zum Kampfeinsatz für diese Ausserirdischen gegen andere Ausserirdischen. Voraussichtlich in den Tod ohne zu Wissen ob sie überhaupt eine Chance aufs Überleben haben. Sind sie ein Selbstmörder oder einfach nur ein Fanatiker, Herr Brand?"
Oliver war in der Defensive. Er fühlte sich überrascht von der offenen Art des älteren Soldaten und so sprach er: "Ich weis es nicht. Ich habe das Gefühl das es richtig ist das ich dahin gehe und nicht jemand anderes. Ich weis das ich dabei sein will und das ich keine Ahnung habe was mit mir passieren wird. Ich kann nicht sagen warum ich so davon überzeugt bin, aber ich bin mir sehr sicher, das es keine Träumerei ist, das es keine kurzfristge Motivation darstellt, sondern das in mir selbst in den letzten Wochen die Erkenntnis kam das ich dabei sein muss, weil ich dafür geeignet bin und ich die Aufgabe die damit verbinde erfolgreich umsetzen kann."
Völlig unbeeindruckt schaut der Hauptfeldwebel Oliver an. Nach einem kurzen Moment des Bedenkens nickte er Oliver zu und gibt ein paar Daten in den Computer ein. Ein Zischen und aus einem Schlitz von einem Gerät neben dem Computer erscheint ein blaues Plastikkärtchen rausgerutscht. Der gestandene Soldat nimmt diese und drückt sie Oliver in die Hand und sagt zu ihm: "Viel Glück. Sie werden es bitter nötig haben."
Oliver nahm die Karte entgegen und schaute den Feldwebel nur kurz an, während er langsam das Büro verlies. Dieser machte sich wieder an den Computer um weiter zu Arbeiten und als Oliver schon kurz vor der Treppe sich befand hörte er ein lautes "Herr Maier?".
Beim runtergehen der Treppe kam es Oliver auf den Sinn die Karte genauer anzuschauen. Da war das Datum und Uhrzeit vom kommenden Freitag eingetragen und wichtiger, wo er zu erscheinen hat: Hauptbahnhof Hamburg Gleis 5. Oliver war also angenommen worden. Beim Pförtner wo er seinen Ausweis abholt, erhielt er noch ein paar Infozettel mit allem wichtigen für den Freitag. Auf den steinernen Stufen des Bundeswehrgebäude an der Sophienterrasse blieb Oliver stehen. Er genoß diesen Augenblick. Eine Entscheidung ist gefallen und er wird die entsprechenden Konsequenzen auf sich nehmen. Aber jetzt, jetzt weis er, das ein Weg beschritten wurde, der keine Rückkehr mehr einplant und er fühlte sich erleichtert. Die Zeit des Denkens ist vorbei, die Zeit der Handelns ist angebrochen.
203 Tage nach Tag X
"Angetretenen Soldaten ... STILL-gestanden! Augen ... rechts. Augen ... geradeaus. Zur Meldung an den kommandierenden Offizier, die Augen ... rechts." Mit einem gut gedrillten Schwung wendet sich der vor der Front befindliche Offizier dem jungen Admiral zu und hebt den rechte Hand zum militärischen Gruß an die Schläfe. "Herr Admiral, Ich melde ihnen die Rekruten des ersten Freiwilligendurchgangs zum Appell angetreten."
Der Flottenadmiral nimmt die Meldung und Gruß entgegen "Vielen Dank, Kapitän" und dreht sich zu den angetretenen Soldaten um. "Guten Morgen, Soldaten!" Ein lautes "Guten Morgen, Admiral" schallt ihm entgegen. Mit einem Lächeln nimmt der Admiral die nervöse Emotionen hinter der Antwort zur Kenntnis.
"Ich will mich kurz fassen." Der Admiral nimmt kurz Luft. "Sie sind der ersten Durchgang aus den freiwilligen Bewerbungen die in ihren zukünftigen Verbänden aktiv wird. Wir, die Anwesenden, stellen im Moment das gesamte 317. Flottengeschwader dar. Ich bin ihr kommandierender Offizier Flottillenadmiral Meyer und meinen Stellvertreter Kapitän Fichtner haben sie ja gerade kennengelernt."
"Wir beide sind bis vor kurzem aktive Stabsoffiziere der deutschen Marine gewesen und haben die Aufgabe, mit ihnen zusammen, diesen Verband aufzubauen und in den Einsatz zu führen. Hierzu sind wir auf ihre Bereitschaft und Mithilfe angewiesen. Sie sind alle entweder aktive Militärangehörige, Reservisten oder Personen die eine militärische Karriere hinter sich hatten. Aufgrund der Vorausbildung die sie die letzten Monate erhalten haben, dürften sie grob Wissen worauf es in den kommenden 2,5 Jahren ankommt.
Meyer nimmt nochmal einen Moment Pause. "Ich will es klarmachen. Auf ihnen liegt enorm viel Verantwortung. Sie werden künftig die Kommandeure der Schiffe sein, Anführer der Jägergeschwader, Leit- und Stabsoffiziere, die alle wichtige Entscheidungen treffen. Sie sind die Personen die für den reibungslosen Ablauf der Ausbildung dieses Einsatzgeschwader essentiell sind. Wir werden in den kommenden Wochen sie einweisen und schon in einer Stunde geht ihre Ausbildung los. In wenigen Wochen kommt der nächste Durchgang von Offiziere und den ersten Unteroffizieren. Erst in anderthalb Jahren stossen dann die Mannschaften zu uns. Wie sie vielleicht Wissen ist dies ein deutsches Geschwader, sprich die gesamte Führung wird durch Deutsche gestellt. Erst mit den Mannschaften kommt dann auch Personal aus anderen Ländern und Kontinenten, vorallem aus Afrika und Asien. Ich erwarte also, das sie in unser deutschen Tradition gemäß ihre Pflicht erfüllen und in den kommenden Tagen herausragende Leistungen erbringen." Meyer wendet sich Fichtner zu und nickt ihm "Übernehmen sie."
Ein "Jawohl, Admiral" erklingt dem ein Stillgestanden folgt. Die Soldaten wurden entlassen in ihre Ausbildungsgruppen.
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