Liga Freier Welten

Die Liga Freier Welten entstand 2271 mit Unterzeichnung des Vertrags von Marik, der das Großherzogtum Oriente, das Fürstentum Regulus und das Marik-Commonwealth vereinigte. Alle drei waren locker organisierte Wirtschaftsvereinigungen, deren Regierungen im Chaos nach der Entscheidung der Terranischen Allianz, die Kolonien in die Unabhängigkeit zu entlassen, schnell erkannten, daß es weiser (und profilträchtiger ) war, sich zu vereinigen als gegeneinander zu kämpfen.
In den ersten 20 Jahren ihrer Existenz breitete sich die Liga weiter aus, indem sie benachbarte Weltenverbände aufnahm, die Schutz vor Piraten und feindlichen Nachbarn suchten. 2293, bei der militärischen Annexion der kein Interesse an einem Beitritt zeigenden Stewart-Kommunalität, ernannte das Parlament der Liga zum erstenmal einen Generalhauptmann, ein Posten, der nur für die Dauer einer Krise vorgesehen war. Mit Ausnahme der Wahl eines Mitglieds der Familie Selaj im Jahre 2306, um die Hegemonie Capella beim Kampf gegen die Souveränität Sarna zu unterstützen, war der Posten des Generalhauptmanns Mitte des 24. Jahrhunderts beinahe zum Hausrecht der Mariks geworden, was sich in der Verpflichtung ausdrückte, den Posten zunächst einem Mitglied dieses Hauses anzutragen. Die damit verbundene Macht blieb jedoch auf Krisenzeiten beschränkt. In Friedenszeiten war Haus Marik für Unterhalt und Ausrüstung des Militärs verantwortlich.
Die am Ende des Goldenen Zeitalters plötzlich hereinbrechende Nachfolgekrise und der Bürgerkrieg zwischen Stefan Amaris und der Sternenbundarmee führten dazu, daß das Parlament der Freien Welten die Resolution 288 erließ. Diese Resolution stattete Kenyon Marik, einen ambitionierten und streitsüchtigen Mann, "für die Dauer der Krise" mit außergewöhnlichen Machbefugnissen aus. Der plötzliche und unerwartete Exodus von 80% der Sternenbundflotte und -truppen unter dem Befehl Alexandr Kerenskys ließ Kenyon Marik zu dem gerechtfertigen Schluß kommen, daß ein baldiges Ende der Krise nicht abzusehen war. Dementsprechend. trat er im Juli 2786 in die Fußstapfen Minoru Kuritas und John Davions und erklärte sich zum Ersten Lord des Sternenbundes. Als er im Jahre 2804 starb, hatte er die ihm durch Resolution 288 zugesprochene Autorität noch nicht zurückgegeben.
Seit dieser Zeit ist ein Mitglied Haus Mariks Generalhauptmann der Liga Freier Welten und rechtfertigt seinen Machtanspruch mit Resolution 288. Beim Amtsantritt jedes Marik verliest er erneut die Proklamation Kenyon Mariks von 2779 und erklärt die Fortdauer der Krise bis auf weiteres (wahrscheinlich bis Marik die Innere Sphäre beherrscht). Die öffentliche Unterstützung des Generalhauptmanns schwankt mit der Stärke der Wirtschaft und den Erfolgen oder Rückschlägen auf dem Schlachtfeld.
Am 13. Oktober 3022 schloß Janos Marik mit Takashi Kurita und Maximilian Liao das Bündnis von Kapteyn und band dadurch das Schicksal seines Reiches an das des Kombinats und der Konföderation. Die beschämende Leistung der Liga im Vierten Krieg, die zum Verlust von 13 wichtigen Sonnensystemen führte und das Gebiet der Liga von 334 auf 321 Systeme reduzierte, schwächte Janos Mariks Position jedoch erheblich. Derick Cameron-Jones, Abgeordnetensprecher des Fürstentums Regulus, setzte sich an die Spitze einer Reformbewegung, die Janos vom Posten des Generalhauptmanns entfernen wollte.
Aber das Schicksal meinte es gut mit Haus Marik. Im September 3030 erkärte sich das Herzogtum Andurien unabhängig und verbündete sich mit dem Magistrat Canopus. Der Marik nutzte die Gelegenheit, den Internen Notstandspakt von 3030 durchzudrücken, der die "unpatriotische" Opposition zersprengte und seine Stellung erheblich festigte. Der Notstandspakt entzog den Teilstaaten der nur noch 309 Systeme umfassenden Liga ihre bis dato eifersüchtig gewahrte Souveränität und machte sie "für die Dauer der Krise" praktisch zu Provinzen. Von dieser Regelung ausgenommen waren nur das Herzogtum Oriente (für seine traditionelle Freundschaft dem Haus Marik gegenüber) und das Fürstentum Regulus (um zu verhindern, daß sich die Regulaner dem Andurien-Canopus-Bündnis anschlossen).
Als Thomas Marik 3036 nach einer Reihe politisch wildbewegter Jahre endgültig die Nachfolge seines Vaters Janos antrat, drückte er den Nachtrag zur Verfassung durchs Parlament, der die Entmachtung der Teilstaaten praktisch komplett machte, und ihm "für die Dauer der Krise" eine diktatorische Machtvollkommenheit garantierte. 3040 eroberte er das Herzogtum Andurien zurück und brachte die Liga wieder auf 321 Systeme, und 3057 holte er sich die 13 im Vierten Nachfolgekrieg verlorenen Welten zurück, so daß sein Reich Ende 3057 wieder die Größe von 3025 hat.
Thomas Mariks Politik in den Jahren der Clan-Invasion und deren Nachwehen zeichnete sich vor allem durch das Bündnis mit der Konföderation Capella aus, eine riskante Allianz zwischen zwei Erbfeinden, die durch die Verlobung zwischen Sun-Tzu Liao und Thomas' unehelicher Tochter Isis Marik eine Vereinigung beider Häuser zumindest denkbar werden läßt, durch die Aufnahme des unreformierten ComStar-Ablegers Blakes Wort sowie durch die Gründung der "Ritter der Inneren Sphäre", eines MechKriegerordens, der angesichts des Hereinbrechens neuer Technologien und Taktiken die Position des MechKriegers als "Ritter in schimmernder Wehr" festigen und fortschreiben soll.
Die Thronfolge des Reiches steht allerdings auf wackeligen Füßen, seit im Jahre 3057 kurz hintereinander Thomas' ehelicher Sohn Joshua und seine Gattin Sophina starben, so daß Isis Marik einzige Thronerbin ist. Trotz der Gleichschaltung der Liga-Teilstaaten wäre bei einem Versuch Sun-Tzu Liaos, sich des Marik-Throns zu bemächtigen, ein Aufstand zu erwarten.




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