Draconis-Kombinat

Das Draconis-Kombinat entstand 2319 aus einem langen und brutalen Krieg unter der Führung von Shiro Kurita, Erster Bürger von New Samarkand und Direktor der Galedon-Allianz. Die Allianz war als Gegengewicht eines anderen großen Wirtschaftsbündnisses unter Leitung des wohlhabenden Ozawa-Clans gegründet worden. Kurita war ein brillanter Taktiker und Stratege, der sich auch als fähiger Staatsmann erwies, wenn es ihm in den Kram paßte, oder als skrupelloser Eroberer, wenn nicht.
Shiro war in einer mehr als sechshundert Jahre alten militärischen und sozialen Tradition erzogen worden und war die Verkörperung des "Bushido". Er schlug sich eine Schneise durch die labyrinthartige Politik New Samarkands und schmiedete ein Bündnis kleiner Könige und Fürsten, das von der Grenze der Terranischen Hegemonie bis zum Draconis-Graben reichte. Dann setzt er seine begrenzten militärischen Mittel in einem brillanten Eroberungsfeldzug ein, der sein Reich auf mehr als die doppelte Größe anschwellen ließ. Bei seinem Tod im Jahre 2348 reichte das Draconis-Kombinat, das er beinahe aus dem Nichts aufgebaut hatte, von den Grenzen der Vereinigten Sonnen bis zur Prinzipalität Rasalhaag.
Shiro Kuritas Erbe dauert noch heute fort, nicht nur in der allgegenwärtigen militärischen Tradition des Kombinats, sondern auch in der Autarkie seiner Bewohner, die manchmal an Xenophobie grenzt. Diese beiden Faktoren fördern die beinahe konstante Aggressivität der Kurita-Patriarchen. Nur selten haben sie Kooperation und Bündnissen den Vorzug vor Gewalt, Arroganz und Skrupellosigkeit gegeben. Die beiden bedeutendsten Beispiele für diese Politik waren Hehiro und Minoru Kurita.
Hehiro Kurita zeigte seltenes Vertrauen, als er 2569 den Wega-Vertrag unterzeichnete, der die Bedingungen für den Beitritt des Kombinats zum Sternenbund festsetzte. Sein Sohn Leonard, der 2591 Hehiros Nachfolge antrat, macht diesen Akt durch seine schamlosen Verletzungen der Vertragsbedingungen beinahe wieder zunichte. Minoru Kurita rief sich auch Kerenskys Exodus selbst zum Ersten Lord des Sternenbundes aus und begann eine gewaltige Offensive gegen die Vereinigten Sonnen. Der Krieg verlief sehr gut für die Draconier, bis ein Heckenschütze Minoru Kurita auf Kentares IV tötete. Minorus psychotischer Sohn Jinjiro ließ aus Rache 50 Millionen Einwohner des Planeten niedermetzeln. Das Kentares-Massaker nahm nicht nur dem Feldzug gegen Haus Davion allen Schwung, es förderte auch die Entfremdung der Häuser Steiner und Kurita, eine Entwicklung, die Jinjiro bis dahin keineswegs unliebsam war.
Bis zum Ausbruch des Vierten Nachfolgekrieges hatte sich das Draconis-Kombinat auf Kosten des Lyranischen Commonwealth ständig weiter ausgebreitet und war auf insgesamt 413 Systeme angewachsen. Der lyranische Angriff von 3028 kehrte diese Tendenz um und kostete das Kombinat mehr als 50 Systeme, so daß es trotz kleinerer Gebietsgewinne an der Davion-Front 3031 nur noch 377 Systeme umfaßte. Ein wichtiger Faktor bei diesem erstaunlichen Rückschlag war die Tendenz vieler hoher Kurita-Offiziere, sich nach den ersten Niederlagen aus Schande darüber, von den als minderwertig empfundenen Lyranern, die zudem von einer Frau geführt wurden, auf traditionelle Weise das Leben zu nehmen. Erst als Koordinator Takashi Kurita auf Anraten seines Sohnes Theodore den Sepuku verbot, konnte die Front stabilisiert werden.
Der Vierte Nachfolgekrieg sah den unaufhaltsamen Aufstieg Theodore Kuritas, dessen unkonventionelle Taktiken so erfolgreich waren, daß er sich die Unterstützung und das Vertrauen großer Teile des Kombinatsmilitärs erwarb. Dies führte zu einem Machtkampf zwischen Theodore und Takashi, der jedoch trotzdem gezwungen war, seinen Sohn im Jahre 3030 zu seinem Stellvertreter für Militärfragen zu ernennen. Theodore nutzte diese Gelegenheit, das Kombinatsmilitär nach seinen Vorstellungen umzugestalten. Dazu gehörte auch die Vernichtung abtrünniger draconischer Einheiten, die 3034 gegen die Abtretung von 49 Systemen an die Freie Republik Rasalhaag rebellierten, mit der das Kombinatsgebiet auf 328 Systeme schrumpfte. Die echte Feuerprobe für diese Reformen kam allerdings im Krieg von 3039, als es den VSDK gelang, eine Offensive des Vereinigten Commonwealth zum Stehen zu bringen und zurückzuwerfen, wobei Haus Kurita 10 Systeme von Steiner und Davion eroberte, gleichzeitig jedoch 8 an der Davion-Grenze verlor, so daß es nach Kriegsende 330 Systeme kontrollierte.
Die Clan-Invasion traf das Draconis-Kombinat mit erbarmungsloser Härte, und ungeachtet einzelner Erfolge wie dem Sieg Theodore Kuritas auf Wolcott, der ihm nicht nur mehrere Clan-OmniMechs und Elementar-Gefechtspanzer einbrachte, sondern auch die Garantie der Unverletzbarkeit Wolcotts, das seitdem als Basis für Überfälle in die Clan-Besatzungszone dient, kämpft das Kombinat ums Überleben. Im Januar 3052 wurde selbst Luthien, die draconische Zentralwelt, zum Schlachtfeld, und nur durch die Unterstützung der Söldnereinheiten Kell Hounds und Wolfs Dragoner konnten die Invasionstruppen der Nebelparder und Novakatzen zurückgeschlagen werden. Insgesamt haben die Clans vor Eintritt des Waffenstillstands 62 Kurita-Systeme besetzt, so daß im Jahre 3053 nur noch insgesamt 268 Systeme von Luthien aus regiert wurden.
Entsprechend der von Jinjiro Kurita vor fast zweihundert Jahren etablierten Tradition basiert die Autorität des Koordinator nicht auf einem System planeterer Adliger, sondern auf Militärkommandanten in den fünf großen Militärdistrikten (Pesht, Galedon, Dieron, Benjamin und bis 3034 Rasalhaag, später Alshain). Die Regierungen der einzelnen Welten haben außerhalb ihrer planetaren Grenzen keinerlei Machtbefugnisse und, häufig im Tausch gegen ihr Leben, erhebliche Befugnisse and das Militär abgegeben. Besonders Koordinator Takashi Kurita spielte seine Kommandeure sehr geschickt gegeneinander aus. Hohe Offiziere, die zu beliebt wurden, konnten damit rechnen, einen Posten irgendwo in den hintersten Peripheriegrenzbezirken anzutreten. Dieser Regierungsstil hat sichergestellt, daß der Koordinator auch in Jahrzehnten nahezu konstanten Kriegsgeschehens immer die Kontrolle über sein Reich behalten konnte.




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