HASSID RICOL - DER ROTE HERZOG

Herzog Hassid Ricol
Haus Kurita gilt ganz allgemein nicht unbedingt als guter Arbeitgeber für Söldner. Die Grundhaltung des Draconis-Kombinats ist von Mißtrauen geprägt, und die Regierung ist wenig geneigt, sich auf unzuverlässige Söldner zu verlassen - Wolfs Dragoner sind die berühmte Ausnahme von der Regel. Gleichzeitig ist Kuritas Ruf, was die Behandlung seiner Söldner angeht, so schlecht, daß jeder Söldnerkommandeur zweimal überlegen sollte, bevor er einen Kontrakt mit diesem Haus unterzeichnet. Es gibt jedoch einzelne Personen innerhalb des Draconis-Kombinats, die ihre persönlichen Truppen gelegentlich durch Söldner auffüllen - und sie im allgemeinen auch fair behandeln. Herzog Hassid Ricol ist einer davon.
Genaugenommen ist Ricol ein Erzherzog und einer der wenigen hohen Adligen, die über mehrere Welten des Draconis-Kombinats herrschen. Ricol ist de facto Herrscher über 14 Planeten im Militärdistrikt Rasalhaag entlang der äußeren Grenze zum Lyranischen Commenwealth. Sein Herrschaftsbereich reicht von Kufstein bis zu den dämmerigen Ödland Gebieten von Rand. Hof und Machtzentrale Ricols befinden sich auf Rodigo, kaum 20 Parsek vor der lyranischen Grenze und weniger als 50 Parsek von den Banditenwelten des Hendrik von Oberon entfernt.
Allerdings gehört Ricol zu den aktiveren Adligen Haus Kuritas. In seinem persönlichen Sprungschiff Huntress reist er durch seine gesamte Domäne, und gelegentlich aus politischen oder militärischen Beweggründen auch darüber hinaus.

Die Ricols von Rodigo
Die Ricols von Rodigo sind eine alte, etablierte Familie, die sich meistens bis zur ersten Besiedlung der Region im späten 23. Jahrhundert zurückverfolgen läßt. Im Jahre 2785 wurde General Henri Ricol zum ersten Herzog von Rodigo erhoben, und über zwei Jahrhunderte blieb der Herrschaftsbereich der Familie auf diesen Planeten beschränkt. Erst in den letzten 30 Jahren wurden 13 Planeten – Welten des Tamarpakts, die vormals Haus Steiner gehört hatten und in drei separaten Feldzügen an Haus Kurita fielen - unter die Verwaltung der Herzöge von Rodigo gestellt.

Der Rote Herzog
Hassid Ricol wurde 3011 im Alter von 34 Jahren 12. Herzog von Rodigo. Hassid besitzt eine komplexe und scheinbar wiedersprüchliche Persönlichkeit. In der Öffentlichkeit erscheint er als ein Mann der großen Gesten und auf Wirkung ausgelegten Züge, der für seine ausgedehnten Jagdpartien in den riesigen Wildreservaten Rodigos bekannt ist. Er hat den Ehrentitel "Roter Herzog" wieder eingeführt, der sich auf die Grundfarbe des Familienwappens bezieht, und den Stefani Ricol, der 3. Herzog von Odigo, als erster seiner Linie getragen hat.
Herzog Hassid betont diese Farbe zusätzlich durch beeindruckende, goldverzierte blutrote Uniformen voller Orden und prächtiger Ehrenzeichen. Das Bild, das die Öffentlichkeit von diesem Mann hat, läßt sich nur schwer mit den Eigenschaften in Einklang bringen, die sich bei ihm in den letzten Jahren herausgebildet haben, nämlich die eines brillianten Politikers und erstklassigen Militärtaktikers, derseinen Gegnern auf militärischem wie politischem Gebiet komplexe und elegante Fallen stellt.
Ricols stutzerhaftes Image dient dabei offenbar als Maske für einen scharfen Verstand und einen skrupellosen und berechnenden Ehrgeiz. Nebenbei sei bemerkt, daß innerhalb der letzten acht Jahre mindestens fünf Mordanschläge auf Hassid Ricol erfolglos blieben. In der selben Zeitspanne sollen mehrere prominente Gegner Ricols im Adel Haus Kuritas verschwunden oder unglücklichen Unfällen zum Opfer gefallen sein.
Allerdings gibt es nicht den geringsten Beweis dafür, daß der Rote Herzog seine Hand dabei im Spiel gehabt hat.
Hassid Ricol hat das von ihm entstandene Bild durch seinen geschickten Einsatz von Spionen und Informanten entscheidend mitgeprägt. Sein Spionagenetz arbeitet gründlicher und effizienter als jeder andere private Geheimdienst.
Herzog Ricol setzt gern Söldner ein, und das in größerer Zahl und auch kompromißloser als andere Lords des Hauses Kurita. Traurige Berühmtheit erlangte sein Einsatz von Banditensöldnern während des Trell-Feldzugs im Jahre 3024.

Banditensöldner auf Trell I
Trell I - "Trellwan", wie seine Einwohner ihn nennen, - ist ein Hinterwäldlnerplanet im Trellshiredistrikt Haus Steiners. Im Jahre 3024 war eine reguläre Steinereinheit damit beauftragt, den Planeten vor Überfällen Hendriks von Oberon zu schützen. Ricols Truppen landeten als Oberon-Banditen getarnt und zwangen die Steinereinheit zum Abzug. Danach griffen sie die einheimischen Verteidiger an und bereiteten so die Bühne für Ricols kommende "Rettung" für die Trellwaner durch seine regulären Einheiten vor. So eroberte Ricol im Handstreich und mit geringem Kostenaufwand einen ganzen Steiner-Planeten, indem er sich der Bevölkerung als ihr Retter präsentierte!
Das schlußendliche Scheitern dieses Plans lag nicht an Fehlern in Ricols Planung, sondern an unvorhersehbaren Rückschlägen bei dessen Ausführung. Ein Teil der planetaren Miliz - möglicherweise mit Unterstützung Überlebender der ursprünglichen Steiner-Garnison und übergelaufener Oberon-Söldner - wandte sich gegen Ricols Truppen und bot ihnen unerwarteten und unnachgiebigen Wiederstand. Ricol war in der Schlacht am Thunder Rift nicht in der Lage, die Verteidigungsstellungen der Einheimischen zu durchbrechen, und der Sprungfrachter, mit dem die Oberon-Soeldner gekommen waren, wurde von der Rebellenmiliz gekapert. Die Verzögerung durch die Schlacht reichte aus, um mit Hilfe des Frachters eine Nachricht von der Invasion nach Antares zu bringen, und Ricol zog sich vernünftigerweise zurück, bevor überlegene Steiner-Truppen eintrafen.

Verthandi

Seit der Episode auf Trell I hat Herzog Ricol noch einen zweiten ernsten politischen Rückschlag hinnehmen müssen:
Reaktionäre Kräfte auf Verthandi - eine von sieben Welten des Tamar-Pakts, die Haus Steiner 3015 an Haus Kurita abgetreten hatte – konnte mit Hilfe fremder Söldnereinheiten einen beachtlichen Sieg über Ricols Truppen erziehlen. Als Herzog Ricol mit Verstärkung eintraf, befand sich bereits eine Steiner-Flotte im System, um die Rebellenregierung die formelle Anerkennung und ein Angebot militärischen Beistands zu überbringen.
Den drohenden Verlust Verthandis vor Augen, ließ sich Ricol auf Verhandlungen ein, die Verthandi schließlich einen halbautonomen Status innerhalb des Kombinats einräumten, der durch Handelsverträge und Anerkennung seitens des Commonwealth und des Kombinats abgesichert ist. Da Verthandi sich jedoch ein gutes Stück von der derzeitigen Grenze zu Haus Steiner entfernt befindet, darf die Dauerhaftigkeit dieses Status angezweifelt werden, und Ricol hat bereits öffentlich erklärt das "eine formelle und endgültige Lösung des Problems" nur eine Frage der Zeit sei.
Mit anderen Worten: Der Rote Herzog hat Verthandi keineswegs abgeschrieben.

Zukünftige Pläne
Die beiden Rückschläge auf Trell I und Verthandi haben Herzog Ricols politisches Ansehen auf Luthien schweren Schaden zugefügt. Versagen jeder Art wird am Hof Takashi Kuritas weder gern gesehen noch belohnt. Seine zukünftigen Pläne, abgesehen von der eventuellen Rückkehr nach Verthandi, hält der Herzog streng geheim. Es gibt jedoch vage Hinweise, daß ein neues Projekt von extremer Bedeutung seine Aufmerksamkeit auf ein nicht näher zu bestimmendes Gebiet weit entfernt von seiner Domäne an der lyranischen Grenze gelenkt hat. Worum es sich bei diesem geheimen Projekt handeln könnte, ist nicht zu ermitteln. Ricol hat jedenfalls in letzter Zeit für Informationen über Ereignisse im Liao- und Marik-Raum gut bezahlt.
Möglicherweise könnte dieses Projekt den Herzog veranlassen, erneut die Dienste von Berufssöldnern in Anspruch zu nehmen.



Ein Text von Frank Döbert (leicht modifiziert von Coki)




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